Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen Jump to sub navigation

Lilly Rathmann stürmt in die deutsche Spitze

Aufgeben? Gilt nicht! Und so ließen sich die Stabhochspringerinnen und –springer auch nicht vom heftigen Regen am Morgen ihres Heinz Roloff-Stabhochsprung-Meetings entmutigen. Ungemütlich war es allemal, als die feierliche Übergabe der neuen Stabhochsprung-Matte zelebriert wurde, die Anlaufbahn stand unter Wasser, die Temperaturen unter der Zehn-Grad-Marke. Aber als die Feierlichkeiten zu Ende waren, hatte sich das Wetterchaos beruhigt, der Regen ließ nach, das Meeting konnte – wenn auch zur Sicherheit mit einiger Verspätung starten.

Auch Zuschauer hatten sich eingefunden, um dieser diesmal sehr Teilnehmer-reduzierten Veranstaltung beizuwohnen und die Mutigen mit Beifall zu unter-stützen. Der neue Anlauf des Meetings, aus mehreren zwingenden Gründen spät in der Saison terminiert, sah diesmal nur zehn Aktive am Start; durch sie wurde der Wettkampf zu einer auf einer Sprunganlage überschaubaren und im positiven Sinne leicht zu verfolgenden Angelegenheit. Die Resultate hielten sich die Waage:
Solide Ergebnisse, sensationelle Steigerungen – aber auch Enttäuschungen durch misslungene Sprünge.
MTVerin Yasemin Büsel musste anderen Verpflichtungen nachkommen, Jolina Klinzmann (Hannover 96) hatte sich kurz zuvor im Training verletzt, Marek Griegel (TSV Schleißheim) wurde durch das Corona-Virus lahmgelegt, mit Laura Käse und Julika Thimm befanden sich zwei MTVerinnen auf Klassenfahrt in Frankreich und Friederike Hennigfeld konnte wegen Krankheit nicht starten. Dieser „Aderlass“ war nicht zu kompensieren. Und ausgerechnet Publikumsliebling Klara Härke musste schon vor Beginn des Wettkampfes beim Aufwärmen die Waffen strecken: Eine
Überlastung im Fuß ließ einen Start ohne größeres Verletzungsrisiko nicht zu, und so musste die deutsche W15-Vizemeisterin das Geschehen im Kreis ihrer Angehörigen verfolgen.
Völlig unerwartet sprang für Klara ihre Vereins- und Alterskameradin Lilly Rathmann in die Bresche, die sich mit ihrer U18-Kollegin Tanja Unverzagt ein spannendes Duell Höhe um Höhe lieferte, das für beide MTVerinnen erst bei 3,32 Meter zu Ende ging. Tanja blieb damit nur um acht Zentimeter unter ihrer persön-lichen Bestleistung, während Lilly sich um satte 30 Zentimeter steigerte und sich von Position 21 in der deutschen Bestenliste bis auf Platz fünf empor katapultierte. Der Sieg in der Pokalwertung war ihr als der jüngeren Athletin trotz gleicher Höhe nicht zu nehmen. Sehr gut im Pokal-Rennen lag bis zuletzt auch Anna Rieger: Die 13-Jährige W14-Landesmeisterin knüpfte mit 2,72 Metern an letzte Resultate an, wird aber im Winter noch an ihrer Technik feilen müssen.
USA-Heimkehrer Janik Meyer, bei einer unglücklichen Landung kürzlich in Rostock an der Hand verletzt, wollte den Start unbedingt wagen, doch man merkte dem jungen MTVer das Handicap an: Beim Stabhochsprung muss man fest zupacken können. So gewann er zwar die U18-Wertung, blieb aber weit unter seinem Können bei 3,62 Meter hängen. Fest zupacken konnte dagegen Luca Bewig
(GW Bad Gandersheim): Die Absprungtechnik des U20-Athleten ist noch immer reichlich bizarr, und niemand biegt den Stab so extrem wie er – doch diese Strategie trug ihn über die neue Besthöhe von 4,32 Meter, mit der ihm der „männliche“ Pokalsieg nicht zu nehmen war.
Neueinsteigerin Emma Wendt musste sich ebenso ohne gültigen Versuch aus dem Wettbewerb verabschieden wie U20-Landesvizemeisterin Pia Moszczynski. Letztere hatte sich nach glänzenden Trainingseindrücken so viel vorgenommen, scheiterte aber offenbar gerade an dieser Erwartungshaltung und konnte ihre Tränen nicht verbergen. Besser machte es Marlen Weinert, die in Abwesenheit von Annika Roloff zwar die Wertung der Frauen gewann, aber durch Anlaufprobleme
noch unter drei Metern blieb.
Vor Beginn der Veranstaltung nutzte MTV 49-Vorsitzender Dr. Christoph Sandforth die Gelegenheit, seinem Leichtathletik-Cheftrainer gewissermaßen den Vereins-Ritterschlag zu geben: Unter Würdigung seiner langjährigen erfolgreichen Arbeit in über 45 Jahren übertrug er Klaus Roloff die Ehren-Mitgliedschaft des MTV 49 Holzminden.

Die Klassensieger mit den Pokalgewinnern Luca Bewig und Lilly Rathmann