Es war eine logistische Meisterleistung, mit der die Schräge des Kennedyplatzes mit Hilfe von kunststoffbelegten Stegen in eine völlig ebene Fläche verwandelt worden war, ohne einen Zentimeter Gefälle, damit alle erzielten Resultate regelgerecht zustande kommen konnten und bestenlistenreif waren. Mehrere Tribünen boten hunderten von Zuschauern Platz und sorgten mitten in der Stadt für eine bestaunenswerte Arena des Sports. Und wer als Athletin oder Athlet zu diesem Sprungfestival eingeladen war, konnte mit Fug und Recht behaupten, zur exklusiven Spitze der bundesdeutschen Leichtathletik zu zählen.
Vom MTV 49 Holzminden waren mit Klara Härke und Anna Rieger gleich zwei Stabhochspringerinnen dabei, die sich in einem exklusiven Feld von sechs Athletinnen beweisen mussten. Beide MTVerinnen gehören zu den besten DLV-Stabis und stehen wieder kurz vor der Qualifikation zu internationalen Meisterschaften. Für Klara geht es um die Fahrkarte zu den U20-Europameisterschaften in Tampere/Finnland, Anna steht vor der Bewerbung zur Teilnahme am Europäischen Olympischen Jugend Festival (EYOF) in Skopje/Mazedonien.
Für beide Athletinnen bedeutete der Wettkampf auf dem ungewohnten Steg eine neue Herausforderung; beide zeigten sich nach der Veranstaltung begeistert von Anlage und Atmosphäre. Dabei stand Anna Rieger unter besonderem persönlichem Druck, denn bislang wollte es in dieser Saison nicht recht klappen und zudem machte ihr eine Sprungblockade zu schaffen. Sie wirkte jedoch in Essen wie verwandelt, ließ schon beim Einspringen alle Unsicherheiten hinter sich und konnte sich als Fünfte des Wettbewerbs als Jüngste im Feld über jene 3,45 Meter freuen, die sie zur Teilnahme an der EYOF-Gala in Wetzlar berechtigt. Buchstäblich hatte sie damit in letzter Sekunde alle Probleme über Bord geworfen.
Klara Härke nutzte jene 3,45 Meter als Einstiegshöhe, die sie nach einem überzeugenden Einspringen ohne Probleme überflog. Man sah schon hier, die MTVerin hatte sich einiges vorgenommen, und heimlich liebäugelte sie mit ihrem ersten Vier-Meter-Sprung. Auch die folgenden Höhen stellten kein Problem dar, und spätestens nach dem Sprung über 3,70 Meter musste man sie als Favoritin auf dem Zettel haben, denn bereits jetzt war nur noch eine weitere Athletin im Wettbewerb. Dann jedoch stimmte bei 3,80 Metern das Timing von Anlauf und Absprung nicht mehr; die MTVerin musste sich enttäuscht mit Rang zwei zufrieden geben und sich weitere Höhenflüge für die kommenden Aufgaben vorbehalten.